Der Kauf eines Gebrauchtwagens birgt immer gewisse Risiken. Versteckte Mängel können später zu kostspieligen Reparaturen führen. Eine gründliche Inspektion vor dem Kauf ist daher unverzichtbar. Als Experten für Fahrzeugprüfungen zeigen wir Ihnen, worauf Sie besonders achten sollten.
Vorbereitung der Inspektion
Eine erfolgreiche Gebrauchtwagen-Inspektion beginnt mit der richtigen Vorbereitung:
- Besichtigung bei Tageslicht planen
- Taschenlampe für dunkle Bereiche mitbringen
- Handschuhe für die Motorraum-Inspektion
- Checklist mit wichtigen Prüfpunkten
- Ausreichend Zeit einplanen (mindestens 1 Stunde)
Äußere Begutachtung
Beginnen Sie die Inspektion mit einer gründlichen Begutachtung der Außenhaut:
Lackzustand prüfen
- Farbunterschiede: Hinweise auf Unfallschäden oder Reparaturen
- Kratzer und Steinschläge: Normale Gebrauchsspuren oder tiefe Schäden?
- Rostansätze: Besonders an Radläufen, Türkanten und Schwellern
- Spaltmaße: Gleichmäßige Abstände zwischen den Karosserieteilen
Reifen und Räder
- Profiltiefe mindestens 1,6 mm (besser 3-4 mm)
- Gleichmäßiger Abrieb (ungleicher Verschleiß deutet auf Probleme hin)
- Zustand der Felgen (Kratzer, Verformungen)
- Reifenalter (DOT-Nummer nicht älter als 6 Jahre)
Motorraum-Inspektion
Der Motorraum verrät viel über den Zustand und die Pflege des Fahrzeugs:
Motor
- Sauberkeit: Ein gepflegter Motor spricht für sorgfältige Wartung
- Ölstand und -qualität: Ausreichender Pegel, keine schwarze oder schaumige Konsistenz
- Undichtigkeiten: Keine Ölflecken oder Leckagen unter dem Fahrzeug
- Kühlflüssigkeit: Ausreichender Stand, keine Verfärbungen
- Verschleißteile: Zustand von Riemen, Schläuchen und Kabeln
Probelauf des Motors
- Gleichmäßiger Leerlauf ohne Schwankungen
- Keine ungewöhnlichen Geräusche oder Vibrationen
- Normale Betriebstemperatur nach wenigen Minuten
- Auspuffgase: Keine bläulichen oder weißen Rauchfahnen
Innenraum-Kontrolle
Der Innenraum gibt Aufschluss über die tatsächliche Nutzung des Fahrzeugs:
Abnutzung bewerten
- Sitze: Verschleiß sollte zur Laufleistung passen
- Lenkrad: Abnutzung der Griffflächen
- Pedale: Besonders das Bremspedal zeigt intensive Nutzung
- Schalthebel: Abnutzung bei manuellen Getrieben
Elektronik testen
- Alle Lichter und Blinker funktionsfähig
- Radio, Navigation und Klimaanlage
- Elektrische Fensterheber und Sitzverstellung
- Airbag-Warnleuchte (darf nach Motorstart nicht leuchten)
- Weitere Warnleuchten im Armaturenbrett
Fahrwerk und Bremsen
Diese sicherheitsrelevanten Komponenten erfordern besondere Aufmerksamkeit:
Fahrwerks-Check
- Stoßdämpfer: Auto sollte nach dem Eindrücken nicht nachwippen
- Federn: Keine Risse oder Brüche sichtbar
- Gelenke: Keine Rostansätze oder Beschädigungen
- Spurstangen: Feste Verbindungen ohne Spiel
Bremssystem
- Bremsscheiben: Keine tiefen Rillen oder Risse
- Bremsbeläge: Ausreichende Materialstärke
- Bremsflüssigkeit: Klare Farbe, ausreichender Stand
- Handbremse: Funktioniert bereits nach 3-4 Raststellungen
Probefahrt durchführen
Eine ausführliche Probefahrt ist der wichtigste Teil der Inspektion:
Fahrverhalten testen
- Kaltstart: Motor sollte problemlos anspringen
- Lenkung: Präzise, ohne Spiel oder Vibrationen
- Getriebe: Sanfte Schaltung ohne Ruckeln
- Bremsen: Gleichmäßige Verzögerung ohne Ziehen
- Verschiedene Geschwindigkeiten: Stadt, Landstraße, Autobahn
Akustik-Check
- Motorgeräusche: Gleichmäßig und leise
- Fahrgeräusche: Keine ungewöhnlichen Töne vom Fahrwerk
- Windgeräusche: Dichtungen sollten intakt sein
- Bremsgeräusche: Keine quietschenden oder schleifenden Töne
Dokumentenprüfung
Überprüfen Sie alle relevanten Fahrzeugpapiere:
- Fahrzeugbrief/-schein: Vollständig und unleserlich
- TÜV/AU: Gültige Prüfplaketten
- Serviceheft: Lückenlose Wartungshistorie
- Rechnungen: Belege für größere Reparaturen
- Fahrzeug-Identifikationsnummer: Übereinstimmung in allen Dokumenten
Häufige Problemzonen nach Marken
Verschiedene Hersteller haben typische Schwachstellen:
Deutsche Marken
- BMW: Kühlsystem, Elektrik
- Mercedes: Luftfederung, Rostansätze
- VW/Audi: DSG-Getriebe, Turbolader
Weitere Marken
- Französische Marken: Elektrik, Komfortelektronik
- Italienische Marken: Rost, Getriebe
- Japanische Marken: Generell zuverlässig, Rostschutz beachten
Wann professionelle Hilfe sinnbar
In folgenden Fällen sollten Sie einen Experten hinzuziehen:
- Hochpreisige Fahrzeuge (ab 15.000 Euro)
- Komplexe Technik (Hybrid, Elektro)
- Zweifel am Zustand
- Fehlende Fachkenntnisse
- Verdacht auf Unfallschäden
Fazit
Eine gründliche Gebrauchtwagen-Inspektion ist Zeit- und Kostenaufwand, der sich auf jeden Fall lohnt. Selbst wenn Sie 200-300 Euro für eine professionelle Begutachtung investieren, können Sie damit tausende Euro an späteren Reparaturkosten vermeiden. Vertrauen Sie bei wichtigen Kaufentscheidungen auf Expertenwissen.
Professionelle Fahrzeuginspektion benötigt?
Unsere zertifizierten Prüfer führen umfassende Gebrauchtwagen-Inspektionen durch. Kontaktieren Sie uns für eine terminliche Vereinbarung.
Inspektion buchen